(Teil 1) Ein Reisebericht aus dem Baskenland: Kaixa! Saludos de Euskera Herria!
Ein Reisebericht aus dem Baskenland: Kaixa! Saludos de Euskera Herria! (Teil 1)
Ein paar Menschen unserer Gruppe waren letzte Woche im Baskenland, um sich dort mit Solidaritätsstrukturen in der Grenzregion zu vernetzen. Durch den Austausch können wir einerseits voneinander lernen und andererseits schauen, wie wir die unterschiedlichen Kämpfe verbinden können. Denn überall in Europa werden Menschen daran gehindert, sich frei fortzubewegen. Die Strategien sind dabei häufig ähnlich.
Lasst uns von den Menschen im Baskenland lernen: Grenzregion Irun
In der Grenzstadt Irun haben wir die Gruppe „Irungo Harrera Sarea“ kennengelernt. Sie ist seit dem vermehrten Einsatz von Grenzkontrollen im Sommer 2018 aktiv, schafft eine Öffentlichkeit für die Situation von illegalisierten Menschen und steht ihnen als Ansprechpartner:in zur Verfügung.
Die Zahl der passierenden Personen schwankt und hängt von verschieden Faktoren ab. Einerseits nutzt der marokkanische Staat Menschen auf der Flucht immer wieder als politisches Druckmittel gegen Spanien und die EU, andererseits öffnen und schließen sich auch innerhalb Europas immer neue Wege.
Menschen, die in Irun ankommen, können bis zu drei Nächte in einer Unterkunft vom Roten Kreuz schlafen, sofern sie bestimmte Kriterien erfüllen (sie müssen sog. „Flüchtlinge im Transit“ sein). Zwischen Spanien und Frankreich verläuft hier in der Region ein Fluss, der in Irun nur über eine Brücke passiert werden kann. Es gab viel Kritik von der französischen Zivilbevölkerung, die die Grenzkontrollen auf der Brücke als Racial Profiling wahrgenommen und abgelehnt hat. Dank der starken Proteste mussten die Kontrollen in ihrer damaligen Form eingestellt werden. Aber stattdessen sind in den Bussen nach Bayonne und an anderen Stellen der Grenzregion Kameras installiert. So kann die Grenze weiterhin kontrolliert werden.
In der Zeit vor den zivilgesellschaftlichen Protesten, als die Brücke faktisch für illegalisierte Menschen nicht passierbar war, starben über einen Zeitraum von zwei Jahren 10 Menschen, die schwimmend durch den Fluss versucht haben Frankreich zu erreichen oder auf den Bahnschienen von der Bahn erfasst wurden. In Gedenken an die Opfer dieser staatlichen Gewalt wurde mittlerweile von lokalen Gruppen, wie insbesondere „Ongi etorri errefuxiatuak“ aus Bilbao (siehe unten), ein Gedenkstein am Fluss aufgestellt (siehe Foto).
Auf beiden Seiten des Grenzflusses ist mit Polizeirepression zu rechnen. So hat beispielsweise der Polizeichef auf der spanischen Seite vor einigen Tagen eine Art Prämie für jeden Polizeibeamten:in in Aussicht gestellt – pro festgenommenen Menschen ohne gültige Papiere bekommt der:die Beamt:in mehr Urlaubstage. Das hat der Polizeichef auch so in der Zeitung verkündet, wodurch die Empörung der Presse und Zivilbevölkerung hochkochte. Wieder zeigten die Proteste ihre Wirkung und die Regelung wurde wieder aufgehoben.
Lasst uns von den Menschen im Baskenland lernen! Im gemeinsamen Kampf sind wir stark!
Grundsätzlich befasst sich die spanische Polizei jedoch weitaus weniger mit illegalisierten Menschen, da diese ja gerade dabei sind, das Land zu verlassen. Auf der französischen Seite sind Polizeikontrollen weitaus häufiger. Jedoch gibt es auch auf der französischen Seite Unterstützungsstrukturen und uns wurde allgemein der Eindruck vermittelt, dass sich die baskische Zivilbevölkerung häufig solidarisch mit illegalisierten Menschen zeigt und so eine Weiterreise ermöglicht.
Mehr Infos zur Gruppe „Irungo Harrera Sarea“ in Irun unter https://instagram.com/irungo.harrera.sarea?igshid=MzRlODBiNWFlZA
Hier geht’s zu Teil 2 des Reiseberichtes: https://nonationtruck.org/teil-2-ein-reisebericht-aus-dem-baskenland-kaixa-saludos-de-euskera-herria/