Zweites Updates aus Ventimiglia

Der tolle NNT-Truck verlässt Ventimiglia, um an anderen Orten Unterstützung zu leisten.

Wir wollen unsere Arbeit hier fortsetzen und brauchen dafür Ihre Hilfe. Wir haben bereits einen neuen Transporter, aber wir brauchen Hilfe, um ihn zu füllen.

Die folgenden Gegenstände können WÄHREND des Monats Mai zu einer unserer Spendenstationen gebracht werden:
– Steckdosenleisten
– Handy-Ladegeräte (meist USB-C, einige Micro-USB, wenige Apple)
– Schneidebretter
– Messer (Butter, aber auch scharfe Messer)
– Gabeln
– kleine und große Löffel
– Teller (tief, leicht, robust, NICHTS Zerbrechliches)
– wiederverwendbare Plastikbecher
– Smartphones
– Stirnlampen
– Kaffee- und Teekannen
– große Bialetti

#### BERLIN ####

wo? Potse, Columbiadamm 10, 12101 Berlin // wann? Dienstag 18-21 Uhr, Mittwoch 19-21 Uhr und Sonntag 17-20 Uhr.

wo? Fischladen, Rigaerstr. 83, 10247 Berlin // wann? Mittwoch bis Sonntag 19-21:30 Uhr.

#### LUDWIGSBURG (STUTTGART) ####

wo? DemoZ, Wilhemstraße 45, 71638 Ludwigsburg // wann? Mittwoch 19:30-22:30 Uhr.

#### LEIPZIG #####

Bitte kontaktieren Sie uns, um einen Abgabetermin zu vereinbaren.

#### DEINE STADT??? ####

Wir sind auf der Suche nach weiteren Spendenplätzen. Diese befinden sich zwischen Berlin und Ventimiglia, Italien.

Bitte kontaktieren Sie uns direkt, wenn Sie einen der unten aufgeführten Gegenstände spenden können. Wenn Sie auf dem Weg dorthin wohnen, können wir sie vielleicht direkt bei Ihnen abholen.
– 1 – 2 Autobatterien
– 2 Pavillons
– Bierbänke und Tische
– Gaskocher (geeignet zum Kaffeekochen)
– mobiler Wifi-Router

Erstes Update aus Ventimiglia

Seit unserer Ankunft in Ventimiglia, Italien, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Verteilung von Gütern, Strom und einem Raum zum Abhängen für die Menschen, die unter der Brücke leben. Aufgrund der rassistischen Politik, aber auch der rassistischen Einstellung der Bewohner gibt es hier keinen freien Zugang zu Strom oder WLAN – was für die Menschen, die meist weit weg von ihren Familien und Angehörigen sind, umso wichtiger ist.

Wir haben auch festgestellt, dass es sehr willkommen ist, den Menschen einen freien Raum zum Abhängen zu bieten, besonders in Zeiten, in denen dritte Räume fast überall sterben und für so viele Menschen aufgrund der zunehmenden rassistischen und klassistischen Ideologien noch unzugänglicher werden.

Um unsere Arbeit fortzusetzen, ist Ihre Spende sehr willkommen

Senlima e.V.
GLS Bank, Bochum
Verwendungszweck: „No Nation Truck Off Piste“
IBAN: DE 05 4306 0967 1162 9120 00
BIC: GENODEM1GLS

Abseits der Pfade (off-piste) in Italien

Wie angekündigt, ist der LKW jetzt wieder im Einsatz. Unseren Telegram Abonnent:innen sind sie schon ein Begriff: Das Off-Pisté Collective nutzt den Truck seit Ende Februar rund um Ventimiglia an der franz.-ital. Grenze für ihre Support-Arbeit in der Region. Die Möglichkeiten der mobilen Infrastruktur werden voll genutzt: das Erzeugen von Solarstrom, das Laden von Mobilgeräten mit der charging station und das Kochen warmer Speisen. Zudem konnte das Kollektiv viele Spenden, in Form von bspw. regenfester Kleidung und Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung, aus Berlin mitnehmen. Herzlichen Dank an alle, die geholfen haben!

Seit 2015, zu Beginn der europäischen Grenzkrise, ist Ventimiglia als Grenzstadt ein Ort des Transits, aber auch ein Punkt, an den Menschen zurückgedrängt werden. Pushbacks sind gewalttätig und oft illegal, und die Menschen, die in dieses Gebiet abgeschoben werden, sind mit harten Bedingungen, Polizeibrutalität und rassistischen Anfeindungen konfrontiert.

Die Pushbacks finden sowohl vor Ort als auch von weiteren Orten in Mitteleuropa aus statt. Die Menschen, die zurückgedrängt werden, sind unmenschlicher Behandlung ausgesetzt. In Ventimiglia werden sie in ein Containergefängnis am Rande der Stadt gepfercht und müssen dort meist stunden- und schlimmstenfalls tagelang ohne ausreichende Wärme, Nahrung oder Platz ausharren. Nach der Inhaftierung erhalten die Menschen keine Karten oder Wegbeschreibungen und werden einfach irgendwo mitten auf einer Bergstraße weit weg von den Städten entlassen.

In der Stadt Ventimiglia gibt es auch ein improvisiertes, selbstverwaltetes Lager für Menschen, die auf der Straße leben und entweder ständig zurückgeschoben werden oder Asyl suchen. Obwohl der Staat den Menschen im Asylverfahren eine Unterkunft anbieten müsste, tut er dies oft über viele, viele Monate nicht und die Menschen sind den sehr lebensfeindlichen Bedingungen des Lebens auf der Straße überlassen und sind nicht nur der Obdachlosigkeit, sondern auch der polizeilichen Verfolgung und der Kriminalisierung von Obdachlosigkeit und Ausweispapierlosigkeit ausgesetzt. Hier dürfen die Geflüchteten oft nicht arbeiten und sind daher finanzieller Armut oder Instabilität ausgesetzt, haben keinen stabilen Zugang zu physischen oder psychischen Gesundheitsdiensten und sind mit beunruhigenden Sorgen und Ungewissheit über die Zukunft ihres Lebens konfrontiert, die durch ihren rechtlichen Status bestimmt wird, der von demselben Grenzkomplex bestimmt wird, der ihr Grundrecht auf Leben missachtet.

Das Kollektiv Off-pisté möchte sich mit den Menschen, die von der Unterdrückung durch Grenzen betroffen sind, solidarisch zeigen und ihnen helfen. Diese Grenze hat viele Leben zerstört. Sie hat getötet und tötet weiterhin. Die Grenze ist eine Verletzung von Sicherheit, Würde und Menschenrechten.

NNT baut wieder los

#fuckAFD zweitstärkste Kraft? Im Bundestag reden sie von „dauerhaften Grenzkontrollen“, „Zurückweisungen“, „Abschiebehaft“ und „Zustrombegrenzungsgesetz“? Das bestärkt uns nur darin, uns verstärkt auf das zu fokussieren, was wir am besten können: Wir bauen um, wir räumen auf, wir erledigen Reparaturen und TÜV, damit der LKW bereit sein wird. Alles deutet darauf hin: Bei uns wird’s bald Neues geben – und bis dahin füttern wir schon mal den Algorhythmus.

Offener Brief zu den Lebensbedingungen in der Erstaufnahme Eisenhüttenstadt

Seit mehr als einem halben Jahr treffen sich Kollektive und Einzelpersonen alle zwei Wochen mit Bewohner:innen der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt. Dabei stellte sich schon im Winter heraus: Die Wohnbedingungen in der Unterkunft sind nicht tragbar. Immer mehr Menschen berichteten von schlechtem Zugang zu Kleidung, inakzeptablem Essen, Mangel an Transparenz und Rechtsberatung. Aber auch von Machtmissbrauch und Rassismus vonseiten des Personals der Einrichtung. Deshalb ist Ende März dieser Brief entstanden, der sich an die Leitung der Einrichtung und die Zentrale Ausländerbehörde als Gesprächsangebot richtet.

Anstatt auf die Dialogbereitschaft zu reagieren, wurde allen Menschen in der Erstaufnahme ein Besuchsverbot auferlegt – mit einigen speziellen Ausnahmen.

Außerdem bestreitet der Leiter der Einrichtung mit einem Interview in der Lokalpresse öffentlich alle Punkte, die in dem Brief genannt werden: „Es hat in den letzten fünf Jahren nicht einen Vorfall mit rassistischem Hintergrund gegeben“ – das ist eine unglaubliche Verdrehung der Realität.

 

Wir bleiben gesprächsbereit und werden uns durch ein Besuchsverbot nicht abhalten lassen, über die Bedingungen in der Einrichtung zu berichten.

Ein Besuchsverbot für alle Bewohner*innen als Antwort auf die Öffentlichmachung der  Lebensbedingungen in der Unterkunft ist eine illegitime kollektive Bestrafung und ein weiterer Angriff auf die Würde der Bewohner*innen! Als Kollektive, die Menschen auf der Flucht unterstützen, als Nachbar*innen  und Einzelpersonen fordern wir: Das Besuchsverbot ist untragbar und muss sofort aufgehoben werden!

Den vollständigen Brief aus Eisenhüttenstadt könnt ihr hier nachlesen:

Open Letter Version 1 – all languages

 

NNT goes Eisenhüttenstadt

Barfuss und in Badelatschen standen ein paar Männer letze Woche bei Minusgraden und leichtem Schnee vor unserem Truck, als wir das erste Mal nach Eisenhüttenstadt gefahren sind. Schnell hat es sich in dem Lager, in dem aktuell mehr als 1000 Personen auf einen Asylbescheid warten, herumgesprochen und immer mehr Menschen kamen raus in die Kälte. Zwischendurch waren es mehr als 50 Menschen, die vor allem Lust hatten, ins Gespräch zu kommen.
Abwechslung gibt es hier wenig, sagen sie, Kontakt mit der Nachbarschaft oder Anwohner:innen gar nicht. Wir sind mit dem No Nation Truck nach „Hütte“ gefahren, um herauszufinden, welcher Bedarf nach Unterstützung besteht, da uns immer wieder Berichte über Missstände dort erreichten. Im Gespräch bei warmen Tee erzählten die Menschen von verschiedenen Problemen im Lager: 
Kein Geld: Viele warten noch Wochen, teils Monate, nach der Einreise auf erstes Geld, das ihnen eigentlich ab dem ersten Tag im Lager zusteht. Das schränkt die ohnehin schlechte Mobilität noch mehr ein, weil Menschen nicht mal ein Busticket kaufen können, um mal aus dem Lager rauszukommen. 
Zu wenig Kleidung: Die Kleiderkammer im Lager scheint zwar existent, aber nicht zugänglich. Öffnungszeiten sind undurchsichtig und ungünstig gelegen, die Kammer schlecht sortiert. Viele Menschen haben seit Wochen keine Winterklamotten und gehen in Schlappen oder im T-Shirt auch bei Schnee vor die Tür.
Abgeschiedenheit: Das Lager liegt am Rand von Eisenhüttenstadt. Es gibt keine Nachbarschaftszentren oder Anlaufstellen, die mensch zu Fuß erreichen kann. Viele Geflüchtete suchen vergeblich nach Deutschkursen und netten Kontakten in der Gegend. 
Schlechte Informationslage: Unabhängige Rechtsberatung im Lager wird von einem Verein angeboten, der das toll macht, aber sehr unterbesetzt ist. Vielen Menschen fehlt Basis Wissen zum deutschen Asylsystem, Dublin EU-Verfahren und ihren Rechten. Workshop oder Aushänge im Lager, die diesem Misstand entgegen wirken würden, gibt es von Lagerseite nicht. 
Generell scheint die Kommunikation im Lager zwischen Sozialarbeiter:innen und Bewohner:innen auf das mindeste reduziert zu sein. Ob das Essen halal ist, wie man an Klamotten kommt, wo man psychologische Hilfe findet oder welche Schritte nach der Ankunft anstehen – Informationsmaterial in den Sprachen der Bewohner:innen scheint es nicht zu geben und das Personal spricht scheinbar auch nur das Nötigste mit den Geflüchteten.
Wir haben den Eindruck, dass in Eisenhüttenstadt vieles fehlt und sich einiges ändern muss. Wir haben nicht vor, die Aufgaben des Staates hier zu übernehmen. Zusammen mit verbündeten Kollektiven wie der No Border Assembly, Women in Exile, dem frach Kollektiv und Küfa-Gruppen wollen wir in den kommenden Wochen einen Rahmen  schaffen, in dem Menschen sich selbstwirksam vernetzen und gegenseitig unterstützen können, sodass Druck auf die Einrichtung entsteht. 
Das Leben und Ankommen in Eisenhüttenstadt ist unmenschlich und muss besser werden! 
Right to come, right to go, right to stay.

Jetzt: Deutsch-Polnische Grenze

Der nächste Einsatzort vom No Nation Truck ist die deutsch-polnische Grenze, da sich die Lage auch hier zunehmend verschlechtert. Während Deutschland bisher andere Länder für „die Drecksarbeit“ der Migrationsabwehr bezahlte, um seine eigenen Hände zumindest nach außen hin in Unschuld zu waschen, nimmt die offene Gewalt gegen illegalisierte Einreisende auch vor unserer eigenen Haustür zu.
Wir beobachten die Entwicklungen an der deutsch-polnischen Grenze derzeit mit wachsamen Augen.
Der Verlauf der Balkanroute hat sich verändert und endet nun für viele in Deutschland. Dies hat zu einer verstärkten Grenzsicherung auf deutscher Seite der Grenze geführt. Zusätzlich getrieben durch die Sorge vor den hohen Wahlergebnissen der AfD im nächsten Jahr, begeben sich die demokratischen Parteien auf Wählerfang am rechten Rand. Dies wiederum resultiert in einem Mix aus blindem Aktionismus und trügerischen Scheinlösungen: mehr Polizeikontrollen, mehr Checkpoints der Polizei, spürbar verstärkte Präsenz in grenznahen Städten, weitere Gesetzesverschärfungen. Dieser wachsende Druck, Ergebnisse präsentieren zu können, gipfelt in illegalen Pushbacks und riskanten Verfolgungsjagden auf Autobahnen mit tragischen Unfällen. Zuletzt berichtete die Presse von Razzien, teilweise mit einem Großaufgebot von 200 Einsatzkräften zur Festnahme einer einzelnen Person.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage: Wie viele Menschen kommen eigentlich gerade wirklich? Und woher und warum kommen sie? Wer profitiert, wenn wir unsere Augen und Grenzen verschließen? 
Es ist wichtig, vom Narrativ abzurücken, dass Migration eine Gefahr darstellt.
Migration wird von den Ländern des so genannten Globalen Nordens zunehmend als Sicherheitsproblem dargestellt und im Zuge dessen werden rassistische Annahmen über migrantisierte Personen verstärkt. Dies wird z.B. getan indem behauptet wird, dass migrantisierte Personen vermehrt patriarchales Gedankengut nach Deutschland bringen und so zur Gefahr für „die deutsche Frau“ werden (siehe die rassistische Berichterstattung über die Kölner Silvesternacht). Ganz aktuell werden migrantisierte Personen wieder zu Importeur:innen von Antisemitismus gemacht. Doch dazu schrieb bereits Simin Jawabreh sehr treffend in der „Analyse & Kritik“: 

„Es ist erstaunlich, dass politische Vetreter*innen dieses Landes, in welchem ein industrieller Massenmord an sechs Millionen Juden und Jüdinnen vollzogen wurde, es wagen zu behaupten, Antisemitismus sei etwas, das von außen komme. Dass Antisemitismus tödlich und damit bedrohlich ist, steht außer Frage. Wenn es jedoch Politiker*innen tatsächlich um die Bekämpfung von Antisemitismus ginge, hätten die letzten Jahre in diesem Land anders ausgesehen: Als Corona-Leugnende mit Reichsflaggen durch deutsche Städte zogen und »Juden-Presse« skandierten, als eine rechtsextreme Chatgruppe nach der anderen in der Polizei aufgedeckt wurde oder als ein Politiker wie Hubert Aiwanger mit erheblichen Stimmenzuwächsen dafür belohnt wurde, dass er in seiner Jugend antisemitische Flugblätter verteilt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass Nazis in Verfassungsschutzämter gehievt wurden und der Reichtum einer Reihe großer deutscher Firmen auf jüdischer Zwangsarbeit beruht.“

Und nicht genug damit, dass migrantisierte Personen als Gefahr gelabelt werden. Gleichzeitig werden die Erfahrungen von Personen auf der Flucht ausgeblendet, und es wird vergessen, dass es um das Leben einzelner Menschen geht, nicht um Zahlen. Diese Aussage wird seit Jahren gebetsmühlenartig immer wieder von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen wiederholt, aber man kann es gar nicht oft genug sagen: Hinter jeder Zahl steckt ein Menschenleben und zu jeder ertrunkenen Person im Mittelmeer gehört eine Familie, die um sie trauert. Bei der Flut an Informationen die täglich über die Medien auf uns einströmen, neigen wir dazu dies zu vergessen und stumpfen ab.
Migration gab es immer und wird es immer geben.
Aktuell befinden sich weltweit etwa 110 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Militarisierung der Grenzen in der EU hält niemanden davon ab, ein besseres Leben zu suchen, sondern verschärft die Lage von People on the move lediglich und erschwert sichere Reisen. Aber so lange es Menschen gibt, wird es Migration geben und wir müssen wieder weg davon kommen ihn als Bedrohung zu begreifen. 
Wir sehen die Stimmungsmache gegen migrantisierte Menschen in Deutschland, wir sehen den Rechtsruck und wir sehen das Fischen der demokratischen Parteien am rechten Wähler:innenrand. Wir vernetzen uns daher aktuell vermehrt mit den Menschen, die entlang der deutsch-polnischen Grenze inner- und außerhalb der Lager leben, wir lesen die Polizeiticker und Kommunalblätter, wir suchen häufiger die Grenzübergänge und -orte auf und wir wissen, dass andere bereits das selbe tun oder planen zu tun. Wir wollen wissen was vor sich geht und wir suchen den Schulterschluss, um uns gemeinsam für legale Fluchtwege, eine empathische mediale Berichterstattung und gegen rechte Hetze einsetzen – nicht nur in Doberlug-Kirchain, nicht nur in Eisenhüttenstadt, sondern überall. 
Weitere Aktionen werden folgen! Gemeinsam für den Schutz von Menschen und nicht von Grenzen!

Eisenhüttenstadt – Unterstützung gesucht

📣 Eisenhüttenstadt – Support needed 1.12., 14 Uhr 📣

Mehr als 1000 Menschen leben im Erstaufnahmelager am Rande von Eisenhüttenstadt. Die Lebensbedingungen dort sind schwierig; wir wissen von monatelangen Wartezeiten für rechtliche Beratung, Winterklamotten und finanzielle Unterstützung. Die Folge; Menschen können die beengende Unterkunft kaum verlassen, werden vereinzelt und haben kaum Kontakt zu Menschen außerhalb des Lagers. Das wollen wir ändern. Alle zwei Wochen ist der No Nation Truck mit verschiedenen Kollektiven vor Ort, um einen Space für Austausch, Beratung und einfach ein entspanntes Zusammensein zu schaffen. Der erste Termin:

Freitag, 1.12., 14 -18 Uhr

Wir suchen noch: Basic Rechtsberatung, Übersetzung für Arabisch, Farsi. Menschen, die Lust haben, vor Ort einfach präsent zu sein, zuhören und beim Tee kochen etc. zu supporten.

Wollt ihr mitmachen? Habt ihr tolles Infomaterial zum deutschen Asylsystem? Ein Küfa Kollektiv? Etc? Dann schreibt uns an: nonationtruck@riseup.net

Baltischer Scouting-Bericht

Nachdem Teile des nonationtruck-Kollektivs bereits Unterstützungsstrukturen im Baskenland an der spanisch-französischen Grenze besucht haben, um mögliche Standorte für den Truck auszukundschaften, hat sich eine weitere Gruppe an die litauisch-belarussische Grenze begeben, um sich mit Unterstützungsstrukturen für Menschen auf der Flucht vor Ort zu treffen. Wir möchten hier einige Informationen über dieses Grenzgebiet weitergeben und eine Gruppe vorstellen, die dort aktiv ist, um einen kurzen Überblick zu geben.

Der Kontext:
Im Spätsommer 2021 entwickelte sich eine weitere Fluchtroute durch Belarus nach Westeuropa.
Im Jahr 2021 lockerte der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko erstmals bewusst die allgemeinen Reisebeschränkungen für einige Länder in Süd- und Ostasien sowie für einige afrikanische Länder.
Er setzte die Grenzkontrollen mit der EU aus. Mehrere Tausend Menschen nutzten die Gelegenheit zur Einreise und fuhren an die unkontrollierten Grenzen zu Polen, Litauen und Lettland. Mit den Lockerungen versuchte Lukaschenko, Druck auf die EU auszuüben, da diese Sanktionen gegen Belarus verhängt hatte.
Die Menschen auf der Flucht wurden jedoch an der polnischen Grenze nach Belarus zurückgedrängt und von Belarus nicht wieder ins Land gelassen. So saßen sie zwischen den Landesgrenzen in der Falle. Die Menschen wurden systematisch und gewaltsam daran gehindert, ihre Reise fortzusetzen, wenn sie die Grenze passierten. Polen sperrte Teile seiner Grenze zu Belarus mit einem fünfeinhalb Meter hohen Zaun ab. Viele Menschen blieben monatelang in den Grenzwäldern ohne jegliche Unterstützung.
Diese Instrumentalisierung von Flüchtlingen als Druckmittel für staatliche Interessen ist absolut inakzeptabel.

Gruppe:
Als Reaktion auf die unmenschliche Pushback-Politik in der Schengen-Grenzkrise wurde die Sienos Grupė (Instagram @sienosgrupe) gegründet.
Die Gruppe unterstützt Menschen auf der Flucht, indem sie direkte humanitäre Hilfe sowie Rechtsberatung in Litauen anbietet. Zu diesem Zweck sind sie über ein „Alarmphone“ 24 Stunden lang erreichbar.

Bei unserem Treffen sprachen wir unter anderem über die aktuelle Verlagerung der Route von Litauen nach Lettland. Sowie über die verstärkten Repressionen an der lettischen Grenze für Mitglieder der Sienos Grupė. Wir haben von dem jüngsten Vorfall erfahren, bei dem die Unterstützer von der Grenzpolizei mit einer Waffe bedroht wurden.
Dennoch will sich die Gruppe in ihrer Arbeit nicht behindern lassen und baut ihre Unterstützung an der lettischen Grenze aus.

Nach unserem Treffen haben wir beschlossen, nicht mit dem Lastwagen an diese Grenze zu fahren. Wir sehen die Vernetzung mit den Menschen vor Ort als wesentlich an, z.B. um staatliche Taktiken zu vergleichen, aber auch um Verteidigungsstrategien zu entwickeln. Wir sehen ein gut vernetztes Netzwerk an der Grenze als notwendig an, um über die Entwicklungen an den Grenzen auf dem Laufenden zu bleiben.

NNT auf dem Anti-BER-Protestcamp

NNT auf dem Anti BER – Protestcamp

Vom 1. bis 6. Juni fand das „Stop Deportation! Protest-Camp“ (https://abschiebezentrumverhindern.noblogs.org/camp-2023/) in Schönefeld statt, in der Nähe des Flughafens BER, wo ein neues riesiges Abschiebezentrum gebaut werden soll.

Das Camp wurde von der „Initiative Abschiebezentrum BER verhindern“ organisiert und wurde von vielen Gruppen und Einzelpersonen unterstützt!

(z.B. Abolish Frontex, Afg Activist Collective, Afrique-Europe-Interact, Alarmphone Sahara, Anti-CRA Paris & Nantes, Asmara’s World, Barnim für alle, Bleiberecht statt Chancenfalle, Bridges over Borders, Bündnis gegen Abschiebehaft, Bürger*innenasyl Barnim, Climate Antirepression Team, Copwatch Frankfurt, Getting the Voice Out, Hum Hain Pakistan, Ihr seid keine Sicherheit! International Women* Space, Jugendliche ohne Grenzen, KOP Berlin, KuB, Migrantifa Berlin, No Border Assembly, No Lager Osnabrück, No Name Kitchen, O-Platz, PiA Darmstadt, Refugees 4 Refugees, Refugee Community Bitterfeld, Refugees Emancipation, Refugee Law Clinic, Schlafplatzorga, Skills for Action, Soli-Asyl Potsdam, Theater X, Tubman Network, UK Action Group, Welcome United, Women in Exile, Xenion, Zusammenleben Willkommen)

Statt der erwarteten 500 kamen mehr als 2000 Menschen, um sich zu organisieren, zu informieren, an vielen Panels, Diskussionen, Workshops und dem restlichen Programm teilzunehmen & Allianzen zu bilden und zu stärken, um die unmenschlichen Bedingungen in Europa, an seinen Grenzen und darüber hinaus zu bekämpfen!

Unser Kollektiv nahm ebenfalls teil und wir waren mit dem Truck anwesend, um zur Infrastruktur des Camps beizutragen – z.B. mit dem WiFi System, welches wir sonst an den Grenzen mit Hilfe von https:/janga.la/ nutzen, einer extra Küche, einigen Schlafplätzen, einer Ladestation für elektronische Geräte, etwas Platz für die Mediengruppe und beherbergten spontan das kraftvolle „Wearebornfree Empowerment Radio“(https://wer.oplatz.net/), das vom Truck aus lebendige Eindrücke an alle sendete, die es nicht zum Camp schaffen konnten: http://reboot.fm/2016/01/10/we-are-born-free-empowerment-radio/

Am Montag zog dann eine starke und kraftvolle Demo mit rund 600 Menschen durch die Straßen von Schönefeld und zeigte deutlich die Ablehnung dieser ekelhaften und korrupten Pläne! Die Redner:innen waren alle BiPoC und persönlich von Grenzregimen betroffen. Sie teilten ihre Erfahrungen in sehr bewegenden und kraftvollen Reden! Eine der vielen wertvollen Botschaften war: „No Border, No Nation, Stop Deportation!“

In unseren Augen war das Camp gut organisiert und es war sehr beeindruckend zu sehen, wie viel Infrastruktur, Logistik und Programm von allen teilnehmenden Aktivist:innen umgesetzt wurde!

Wir haben das Gefühl, dass dieses Camp die Bewegung gestärkt und vielen Leuten, mit denen wir gesprochen haben, eine neue Perspektive und Motivation gegeben hat. Wir sind sehr froh, dabei gewesen zu sein und freuen uns auf kommende Kooperationen und Aktionen!

Kurz darauf besetzte eine unabhängige Gruppe von Aktivist:innen ein Gebäude auf der zukünftigen Baustelle des Abschiebezentrums! (https://twitter.com/schoenbesetzen)

An dieser Stelle möchten wir für die Kampagne #DumpHarder werben und diesen Investor ärgern, der mit dem Leid und der Inhaftierung von Menschen viele Millionen verdient! Hier ist ein kleiner Aktionsleitfaden: https://dumpharder.neocities.org/

Hier ein paar visuelle Eindrücke vom Camp vom Kollektiv Leftvision: https://www.youtube.com/watch?v=9zp_2jH8E-o

Werdet aktiv und organisiert euch!

Für das Recht zu bleiben und das Recht zu gehen!